Gehört hatte ich von der Idee bereits hinter den Kulissen, hatte aber die Hoffnung gehabt, es sei nur ein Gedankenspiel. Doch es kam anders: In einem Interview mit der Rheinischen Post (online am 28.06.2014) äußerte die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Marie-Agnes Strack-Zimmermann: „Ich habe den Vorschlag (Anmerk.: einer Umbenennung der Partei) in den Raum gestellt.“ Als ich dies zunächst mittelbar über Spiegel-Online u.a. Medien erfuhr, war ich sprachlos, auch wenn sie mit der Aussage „Wenn die FDP wieder Erfolg haben möchte, muss sie gesellschaftliche Themen in Angriff nehmen und Diskussionen anregen“ durchaus Recht hat. Der Vorschlag der Umbenennung ist aber weder sympathisch, noch ist er irgendwie hilfreich. Im Gegenteil.
Einige Tage zuvor erreichte alle Parteimitglieder unter der Überschrift „Strategiedebatte“ durch die FDP-Generalsekretärin Nicola Beer eine Multiple-Choice-Befragung zur Neuausrichtung der Partei. Gottlob gab es auch ein Feld, in dem man auf 160 Zeichen dem Bundesvorstand eine Mitteilung machen konnte, wovon ich auch Gebrauch gemacht habe, nichtwissend um den obigen Vorschlag. Ein merkwürdiger Stil, der schon auf der Kreisvorsitzenden-Konferenz in Erfurt Anfang des Jahres zu spüren war. Wo bleibt das Inhaltliche? Auch wollte man seinerzeit in Erfurt ohne Pressevertreter diskutieren, plötzlich machte das mdr-Fernsehen doch noch schnell einige Aufnahmen („ohne O-Ton“).
Doch zurück zu Frau Strack-Zimmermann, die seit Dezember 2013 stellv. Bundesvorsitzende ist. Besagtes Interview bezog sich auf die Düsseldorfer Kommunalpolitik in einer eher lokal verwurzelten Zeitung, nicht in einer überregionalen Publikation. Vor Ort ist ja oftmals manchmal alles einfacher, wenngleich sehr kleinteilig. Aus Düsseldorf nun kommt der Vorschlag, die Bundespartei möge ihren Parteinamen umbenennen. Fern der Bundeshauptstadt, die es für die Bundes-FDP gar nicht mehr zu geben scheint, aber auf jeden Fall in einem völlig falschen Rahmen. Die Mehrheit der FDP-Mitglieder erfahren den Gedanken nicht etwa aus einer E-Mail oder einem direkten Anschreiben, sondern aus den Medien, genauer durch mittelbare Berichterstattung, wenn man sich nicht die Mühe macht, das gesamte Interview zu recherchieren, wobei die Kernsätze in der Einleitung und nicht im Gesprächstext selbst zu finden sind. Was für eine Respektlosigkeit denen gegenüber, die der Partei in dick und dünn die Treue halten. Ein Beitrag zum Thema Glaubwürdigkeit sieht anders aus, wenn man meint, das Label FDP einfach wegwerfen zu können.
Der Vorschlag verpufft sofort und kann deshalb nicht ernst gemeint sein. Wieder kommt man ins Gerede ohne irgendeinen positiven Effekt, denn: Was brächte ein Parteiname „XYZ, ehemals FDP“? Was sollte eine Umbenennung bringen? Ein besseres Image, ohne dass man neue Inhalte präsentieren kann? Einen Anschub, ohne dass man neue Personen präsentieren kann? Es muss um Inhalte gehen und auch um Personen. Personen, die führen!
Führung nach meinem Verständnis heißt, im dazu berufenen Gremium zu klären, was man will und wohin man will. Danach wirbt man in den Gliederungen der Partei um Zustimmung. Es geht aber mit dem „einzigartigen“ Vorschlag einer Umbenennung der Partei wieder einmal nur darum, etwas zu präsentieren, was möglicherweise ankommt, was ankommen könnte. Programmatischer Impuls gleich Null. Führungsanspruch und Führungseinsatz ebenfalls Null. Durch ein solch sinnloses Agieren der Führungsmannschaft wird eine weitere Auszehrung, letztlich sogar eine Spaltung der Partei riskiert, zwischen den Traditionsbewussten, die „zur Fahne halten“ und denen, die vielleicht komplett etwas ganz Anderes wollen. Die unbestrittene historische Leistung der FDP war immer, die unterschiedlichen Strömungen des Liberalismus in Deutschland unter einem Dach zu vereinen.
Wie auch immer: Wenn man einen Relaunch der Marke vorhat, dann braucht es mehr „Durchschlagskraft“ als nur das „Zurdiskussionstellen“, wissend, dass es sofort öffentlich (!) von allen unseren „Anhängern“ in der Luft zerrissen wird. Natürlich können wir alles diskutieren, einen Sinn sollte es aber schon haben. Wieder einmal gibt es Häme und Spott in den Sozialen Netzwerken, in den Foren der Online-Präsentationen der überregionalen Zeitungen. Auch weil wir (weiterhin) unsensibel sind: vor allem uns selbst gegenüber. Ein toller Vorschlag. Oder besser im wahrsten Sinne des Wortes: ein Vorschlag-Hammer.
Juli 1, 2014
Der Name FDP muss bleiben, unsere Inhalte müssen jedoch so einleuchtend und prägnant dargestellt werden, dass sie Viele überzeugen; Viele suchen ja genau die liberale Idee, die sich vom Überreglementieren anderer Parteien so wohltuend absetzt.
Juli 1, 2014
Gute Analyse, Kompliment, Herr Weissleder Liberalen Gruß, Ihr Behrends