President´s Day und Ronald Reagan Presidential Library

von Montag, Februar 15, 2016 1 No tags Permalink

Heute ist President´s Day in den USA, der Tag, an dem allen amerikanischen Präsidenten seit 1789 gedacht wird. Aktuell ist mit Barack Obama der 44. US-Präsident im Amt. Vor kurzem war ich in der Ronald Reagan Presidential Library and Museum in Simi Valley in der Nähe von Los Angeles zu Besuch. Ich wollte schon immer mal „vorbei schauen“ und mir persönlich einen Eindruck von der am 04. November 1991 eröffneten Präsidentenbibliothek machen. So etwas scheint in Deutschland definitiv komplett unmöglich, also kann man wieder etwas lernen.

Ronald Reagan

Ronald Reagan (*1911 +2004) war insbesondere in Europa bereits im Wahlkampf 1980 eine sehr umstrittene Persönlichkeit, oft als „Kalter Krieger“ bezeichnet, der Amerikas Stärke betonte („Let´s make America strong again“, „America, the shining city on the hill“) und damit von Anfang in den Medien an ein Thema war. Unfassbar war damals, dass ein Schauspieler Präsident werden wollte, was ihm dann sogar auch gelang. Völlig unterschlagen wurde oftmals, dass Reagan zuvor nicht nur Radioreporter, Vorsitzender der Schauspielergewerkschaft, sondern von 1967 bis 1975 insgesamt acht Jahre auch Gouverneur von Kalifornien war, in einem der wirtschaftlich stärksten Staaten der Welt. Ursprünglich war Reagan Demokrat, schwenkte in den 1960er Jahren aber zu den Republikanern über. Im November 1980 wurde er mit überwältigender Mehrheit im Alter von 69 Jahren zum bislang ältesten Commander in Chief gewählt. Später machten Fotos von seiner Ranch, Reagan als Cowboy fest im Sattel, die Runde, was nur zu gut zu Urteil oder Vorurteil zu passen schien.

Im Eingangsbereich

Im Eingangsbereich

Verbunden sind mit Ronald Reagan bis heute Begriffe wie „Reaganomics“, „Star Wars“ (SDI) und diverse öffentliche Auftritte, die das Bild dieses Jahrzehntes seiner Amtszeit zwischen 1981 und 1989 prägten. Letztlich endete mit ihm aber das Zeitalter des Kalten Krieges, deutlich erkennbar durch die Unterzeichnung des INF-Vertrages Ende 1987 gemeinsam mit dem sowjetischen Generalsekretär Michail Gorbatschow. Mit Ronald Reagan verbinde ich etwas sehr Persönliches: Als er am 12. Juni 1987 seine historische Rede vor dem Brandenburger Tor hielt („Mr. Gorbatchev, tear down this wall“) stand ich inmitten einer großen Menschenmenge nur wenige Meter von ihm entfernt. Ich war damals 18 Jahre alt und dachte mir, na, ob ich das jemals erleben werde, dass die Mauer fällt und das Brandenburger Tor wieder offen sein wird. Ronald Reagan war damals zum 750-jährigen Geburtstag der Stadt in (West-) Berlin. Nur zweieinhalb Jahre später fiel dann tatsächlich die Mauer.

Manuskript der berühmten Berliner Rede vom 12. Juni 1987

Manuskript der berühmten Berliner Rede vom 12. Juni 1987

Natürlich folgt die Einrichtung der Präsidentenbibliothek einer ganz besonderen Dramaturgie, die ein Gefühl für das spezielle politische Marketing dieser Persönlichkeit gibt. Niemand kann erwarten, dass ein (politisches) Leben ohne Probleme, Widersprüche und Fehler verläuft. Große kritische Aspekte (beispielsweise die Iran-Contra-Affäre, massive Streichungen im Sozialhaushalt, enorme Steigerung der Verteidigungsausgaben usw.) waren da natürlich nicht zu erwarten, und vielleicht ist es auch wieder typisch deutsch (und besserwisserisch) gedacht. Es geht in der Präsidentenbibliothek darum, das Lebenswerk einer für die USA (und weltweit) bedeutenden Persönlichkeit zu würdigen. Reagan hat u.a. insgesamt fünf handschriftliche Bände seiner Zeit im Weißen Haus hinterlassen und den 1980er Jahren seinen Stempel aufgedrückt.

Ein Stück der Berliner Mauer

Ein Stück der Berliner Mauer

Beeindruckend waren dann doch die persönlichen Artefakte, beispielsweise seine Zitate- und Anekdotensammlungen, der Original-Anzug vom Tage des Attentats vom 30. März 1981 und seine schriftlichen Kommentare mit den Ärzten („If I had this much attention in Hollywood I´d have stayed there.“) Unglaublich klein war ansonsten seine Handschrift in Briefen und persönlichen Notizen. Die Insignien der Macht durften in der Präsidentenbibliothek natürlich nicht fehlen: Ein originalgetreuer Nachbau des Oval Office des Weißen Hauses (wobei man im Unterschied zum Original nicht mit Blitz fotografieren darf) sowie die fliegende Kommandozentrale Air Force One (der Originalmaschine) und die gepanzerte Präsidentenlimousine nebst Hubschrauber Marine One.

Air Force One

Air Force One

Die Präsidentenlimousine

Die Präsidentenlimousine

Beeindruckend auch der Abschiedsbrief Reagans aus der Öffentlichkeit vom November 1994, nachdem seine Alzheimer Krankheit entdeckt worden war. Hierin findet sich sein berühmter Satz: „I now begin the journey to the sunset of my life.“ Ronald Wilson Reagan starb 2004 im Alter von 93 Jahren. Sein Leichnam wurde von Kalifornien nach Washington, D.C. verbracht, wo er in der Rotunda des Kapitols aufgebahrt wurde und in der Washington National Cathedral einen beeindruckenden Staatsakt erhielt. Danach wurde der Leichnam nach Simi Valley verbracht, wo er auf dem Gelände der Präsidentenbibliothek begraben wurde. Letzteres ist sicher eine ganz besondere Form der Inszenierung, zugleich aber auch eine außergewöhnliche Wertschätzung gegenüber einem Mann, der heute zu den größten US-Präsidenten gezählt wird. Zu erwähnen ist auch, dass das Gelände nicht von der Republic of California, sondern von der Nation für die Nation erworben wurde. Das Gelände steht – Eintritt vorausgesetzt – damit allen Interessierten offen.

Umgebung der Präsidentenbibliothek

Umgebung der Präsidentenbibliothek

Präsident Reagan erscheint mir in der Ausstellung, aber auch sonst auf dem Gelände, insgesamt sehr sympathisch, quasi als „Vater der Nation“. Alles ist sehr emotionsbetont, aber auch professionell gemacht. Alleine schon die Adresse 40 Presidential Drive, Simi Valley zeigt Freude am Detail.

Wenn der kritische Betrachter zu dem Ergebnis kommen sollte, die Reagan-Bibliothek sei ebenso wie die Reagan-Jahre im Weißen Haus bloß eine gute Show gewesen, so bleibt doch nicht verborgen, dass alles, was öffentlichkeitswirksam folgte, wesentlich schlechter war als die hier beschriebene Zeit. Man könnte spöttisch sagen: Noch nicht einmal das haben seine Nachfolger hinbekommen. Reagans Erfolgsrezept, so scheint es heute, war es, einen festen Glauben einer guten Zukunft der USA zu vermitteln („the best is yet to come“). Davon erzählen Devotionalien im Museums-Shop, die auch mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Ende seiner Amtszeit regen Zuspruch erfahren.

Grab von Ronald Reagan

Natürlich führt ein Besuch der Reagan Library unweigerlich dazu, über die Gegenwart im Wahljahr 2016 nachzudenken. Die Primaries laufen und man ist in der amerikanischen Öffentlichkeit insgesamt doch etwas ernüchtert ob des personellen und programmatischen Angebotes der Kandidaten. Es fehlt eine große Integrationsfigur auf Seiten der Republikaner (die eine große Diskussionsveranstaltung in der Präsidentenbibliothek mit der Air Force One im Hintergrund hatten) wie der Demokraten, jemand, der Gräben zuschütten, zumindest aber die unversöhnlich scheinenden Positionen überbrücken könnte. Das Land ist aktuell politisch gespaltener denn je. Demokraten und Republikaner schenken sich nichts. Das Wort Kompromiss ist aus dem Sprachgebrauch gestrichen. Einzig die Verachtung über das politische Establishment in Washington, D.C. eint derzeit alle Präsidentschaftsanwärter. Es bleibt spannend, wie die Geschichte weitergeht.

Great Seal of the President of the United States of America

Great Seal of the President of the United States of America

An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an Gordon, der mich begleitet hat und dem ich sehr dankbar für sein Engagement bin. Tausend Dank für das Foto!

 

1 Comment
  • Danny Whiteleather
    Februar 15, 2016

    DIRK. This is a very moving post. It is interesting to see a point of view from someone whom has no political ties to the U.S. government I thank you for your views and must say I supported Ronald Reagans views and most of his politics. Thank You